Bedeutung der LQ-Sphären

Das Bedeutungs-Profil der Lebensqualitäts-Sphären
Wie wichtig sind die einzelnen Lebensqualitäts-Sphären?
Schon bei flüchtiger Betrachtung wird klar: Lebensqualität hat viele Facetten. Anders als der alte eindimensionale Leitwert Lebensstandard ist das Phänomen Lebensqualität multidimensional. Um ihm gerecht zu werden, müssen wir also versuchen, diese Facetten und Dimensionen zu erfassen und so ein differenziertes Bild zu gewinnen.
Im Vorfeld des Projekts spirit.ch wurden umfangreiche Erhebungen und Datenanalysen durchgeführt, um ein solches differenziertes Modell von Lebensqualität zu schaffen. Resultat ist das Modell der sechzehn Lebensqualitäts-Sphären. Sphären werden dabei als Räume in der Werte-Landschaft betrachtet, in denen sich bestimmte Werte konzentrieren, wobei diese Räume keine scharfen Abgrenzungen haben. Das bedeutet auch, dass das Modell keinen Anspruch auf Endgültigkeit erheben kann und will. Jedes derartige Modell enthält ein Restelement von Willkürlichkeit. Doch das Sphären-Modell von spirit.ch hat sich in mehreren Studien praktisch bewährt.
In den einschlägigen Befragungen werden die sechzehn Sphären jeweils wie folgt mit einem Titel und einer Reihe von Stichworten präsentiert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit tauchen in den Grafiken jeweils nur die Titel auf.
– Gesundheit (körperlich, geistig, seelisch)
– Tun (Arbeit – bezahlte und freiwillige, Aktivität, Kreativität, Leistung, Wirkung)
– Beziehungen (Liebe, Familie, Freundschaft)
– Lebensfreude (Glück, Genuss, Freude, Abwechslung)
– Materie (Einkommen, Besitz, Konsum, Güter)
– Stabilität (Tradition, Sicherheit, Kontrolle)
– Raum (Wohnsituation, Wohnort, Mobilität)
– Echtheit (Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Selbständigkeit)
– Respekt (im Umgang miteinander sowie mit Natur und Kulturen, Zuverlässigkeit, Treue, Toleranz)
– Offenheit (Humor, Optimismus, Intelligenz, Zufriedenheit, Konfliktkompetenz)
– Nachhaltigkeit (Umwelt-Verantwortung gegenüber nächsten Generationen, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Menschenrechte)
– Zeit (Integration von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Lebens-Tempo, Oasen im hektischen Zeitstrom)
– Eigenes (Selbstverwirklichung, Treue zu sich selbst, Unabhängigkeit, Lebensgestaltung nach eigenen Werten, Selbst-Kompetenz)
– Reifung (im Reinen mit sich sein, ständiges Dazulernen, Selbst-Bewusstsein, Vertrauen in inneren Kompass, Weisheit)
– Sinn (Lebens-Sinn, Sinn-Quellen, Naturerleben, Spiritualität, Religion)
– Lebens-Kunst (Sinn für das richtige Mass, Balance zwischen Lebensbereichen, Integration aller Lebensqualitäts-Sphären)
Die subjektive Bedeutung der sechzehn Lebensqualitäts-Sphären
Was Lebensqualität bedeutet, kann nur jede und jeder für sich sagen. Zu dieser subjektiven Individualität der Vorstellungen über Lebensqualität gehört vor allem auch die subjektive Bedeutung der sechzehn Lebensqualitäts-Sphären. Diese Bedeutung wird mit folgender Frage „gemessen“:
Wie wichtig ist jede der folgenden sechzehn Sphären für Ihre persönliche generelle Lebensqualität? Bitte drücken Sie das mit einer Zahl zwischen 1(völlig unbedeutend) bis 10 (extrem wichtig) aus.
Die Antworten lassen sich sternförmig abbilden, wobei gilt: Je weiter draussen ein Zacken im Kreis steht, desto wichtiger ist diese Sphäre. Dabei zeigt sich, dass keine Sphäre einen Durchschnittswert von weniger als 5 Punkten auf der Zehnerskala erreicht, weshalb zur besseren Differenzierung im Kreisdiagramm nur die obere Hälfte der Skala (5 bis 10) abgebildet wird.
Hier die Ergebnisse nach den ersten 300 Antworten. Anzumerken ist, dass es sich immer um Durchschnittswerte handelt, die einzelnen Antworten streuen durchaus im ganzen Bereich der Skala.

Tatsächlich zeigt sich, dass alle sechzehn Sphären einen wichtigen Beitrag zur generellen Lebensqualität leisten, nur eben nicht einen genau gleich wichtigen. Immerhin schwanken die Mittelwerte zwischen 6. 4 (Materie) und 9.4 (Gesundheit), also um drei Punkte. Hier wird also sehr wohl differenziert. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn wir nur die „Extremwerte“ berücksichtigen, also die Skalenwerte 9 und 10: Diese Wahl treffen bei „Materie“ nur gerade 11 Prozent, bei „Gesundheit“ dagegen 84 Prozent!
Diese Differenzierungen zeigen, dass unterschiedliche Menschen die subjektive Bedeutung der einzelnen Lebensqualitäts-Sphären unterschiedlich gewichten. Kaum jemand lässt eine Sphäre ganz aus, doch die Mischungsverhältnisse sind so individuell, wie dies angesichts des individuellen Charakters von Lebensqualität nicht anders zu erwarten war. Dabei produzieren die Sphären unterschiedliche Differenzierungen: Über den extrem hohen Stellenwert von Gesundheit und Beziehungen für die eigene Lebensqualität herrscht weitgehende Einigkeit, bei anderen Sphären sind die Ausschläge wesentlich grösser.
Insgesamt aber ist klar, dass alle Sphären für die generelle Lebensqualität eine hohe Bedeutung haben. Die durchschnittliche Punktzahl pro Sphäre beträgt hohe 8.5. Diese Werte sind im Übrigen weitestgehend stabil, das heisst, sie veränderten sich gegenüber der Pilotbefragung und während der vorliegenden Befragung kaum.
Die Bedeutung der Lebensqualitäts-Sphären nach Altersgruppen
Das bedeutet auch, dass wir weder zwischen den einzelnen Sphären noch zwischen einzelnen Teilgruppen grosse Unterschiede erwarten können. Es geht immer um Differenzierungen im Nahbereich, doch auch diese können wertvolle Informationen enthalten, so etwa die Auswertung des Lebensqualitäts-Profils nach Altersgruppen:

Daraus ergibt sich diese durchschnittliche Punktzahl pro Sphäre, differenziert nach Altersgruppen:
– unter 35: 8.3
– 35 bis 49: 8.5
– 50 bis 64: 8.6
– 65plus: 8.6
Mit zunehmendem Alter steigt also die gesamthafte Bedeutung aller sechzehn Lebensqualitäts-Sphären leicht an, um jenseits der fünfzig ein stabil hohes Niveau zu erreichen. Das steht in einem gewissen Widerspruch zum Befund, wonach vor allem die älteste Gruppe (65plus) die Bedeutung des Themas Lebensqualität eher tief einstuft. Verlässt man aber diese Ebene der generellen „Dachmarke“ Lebensqualität und fragt konkreter nach den einzelnen Sphären, so zeigt sich: Lebensqualität konkret ist auch jenseits der fünfundsechzig ein sehr bedeutsames Thema.
Schlüsseln wir nun die Punktzahlen der einzelnen Lebensqualitäts-Sphären nach Altersgruppen auf, so fallen folgende Ergebnisse ins Auge:
– Bei der jüngsten Altersgruppe (unter 35) sind einige Sphären deutlich etwas bedeutsam als im Schnitt, nämlich Materie, Stabilität, Echtheit, Zeit, Eigenes, Sinn und Lebenskunst. Umgekehrt sind dieser Altersgruppe die Sphären Tun, Beziehungen und Raum etwas wichtiger als dem Rest. In der Summe bedeutet das, dass die Bedeutung aller Sphären in dieser Altersgruppe den tiefsten Wert aufweist – wenngleich immer noch auf sehr hohem Niveau.
– Die Altersgruppe 35 bis 49 bewegt sich weitgehend im Durchschnitt. Nur bei der Sphäre Lebensfreude liegt sie an der Spitze, bei der Sphäre Raum dagegen am Schluss, doch handelt es sich dabei nur um leichte Ausschläge, die vermutlich keine grössere Bedeutung haben.
– Die Altersgruppe 50 bis 64 liegt ebenfalls weitgehend im Durchschnittskorridor. Nur die Sphäre Zeit ragt heraus. Für das passende Lebens-Tempo ist man hier offenbar besonders sensibilisiert.
– Die Sternkurve der ältesten Gruppe (65plus) schliesslich oszilliert zwischen den Kurven der anderen Altersgruppen. Bei der Sphäre Stabilität erreicht sie einen klaren Spitzenwert. Eher erstaunlich ist, dass die Bedeutung der Sphäre Sinn bei dieser Altersgruppe deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Vielleicht haben sie Sinn ja schon in stärkerem Masse gefunden als die Jüngeren…
Auch andere Erwartungen werden von den Fakten nicht erfüllt: Gesundheit etwa ist allen Altersgruppen gleich wichtig, die Älteren fallen hier keineswegs durch eine überdurchschnittliche Bedeutung auf. Umgekehrt hätte man erwarten können, dass die Älteren bei Sphären wie Tun, Beziehungen oder Lebensfreude eine unterdurchschnittliche Punktzahl erreichen, doch auch das ist nicht der Fall.
Die Vorstellungen davon, was Lebensqualität ist und wie wichtig die einzelnen Sphären für die generelle Lebensqualität sind, unterschieden sich zwischen den Altersgruppen also nicht besonders stark, und es gibt kaum lineare Beziehungen (je älter/jünger, desto wichtiger). Nichtsdestotrotz lohnt sich bei der Betrachtung einzelner Lebensqualitäts-Sphären ein Blick auf die jeweiligen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Altersgruppen.
Bedeutung der Lebensqualitäts-Sphären und Geschlecht

Der Befund wird beim ersten Blick klar: Frauen schätzen die Bedeutung der einzelnen Lebensqualitäts-Sphären in den meisten Fällen höher ein als Männer. Das deckt sich damit, dass das Thema Lebensqualität grundsätzlich für Frauen etwas wichtiger ist als für Männer – Frauen sind also grundsätzlich stärker für Lebensqualität sensibilisiert.
Die Bedeutung der Lebensqualitäts-Sphären und Herkunftsland

Die Unterschiede zwischen SchweizerInnen und Nicht-Schweizern sind minimal. Offenbar versteht man also im ganzen deutschsprachigen Raum unter Lebensqualität ungefähr dasselbe.